FOLKER! op het web

Schoon liekes -
Dialektlieder aus Leidenschaft
DER BRABANTER TROUBADOUR

GERARD VAN MAASAKKERS...

... und andere niederländische Singer/Songwriter

Liederschreiber, Lyriker, Dialektautor, Moderator, Entertainer und Impressario – all das und noch mehr ist Gerard van Maasakkers aus der niederländischen Provinz Nordbrabant. Geboren am 26. März 1949 in Nuenen, gründet er in der Schulzeit seine erste Band, The Spruce Valley Boys, und organisiert ein Songfestival fur die Nachbarschaft. Heute ist Gerard van Maasakkers in den Niederlanden eine Liedermacherinstitution, vergleichbar mit einem Hannes Wader oder Reinhard Mey in Deutschland. Er har zwölf Platten aufgenommen und spielt mit seiner Band Vaste Mannen („feste Männer") in Theatern und auf Festivals im ganzen Land.
Sein Erfolg Iässt sich an den Auszeichnungen ablesen, die der Brabanter Volkssänger bisher eingeheimst hat: Im November 2003 erhält er den Ad-de-Laat-Preis für besondere Verdienste um das Brabanter Dialektlied und die höchste Auszeichnung der Provinz Brabant, den Hertog Jan. 2004 wird er mit der Zilveren Tulp („silberne Tulpe") des Eindhovener Presseklubs geehrt, im September 2007 zum Ritter im Orden von Oranje Nassau geschlagen. In diesem Jahr feiert van Maasakkers sein 30 jähriges Bühnenjubiläum, ein Anlass, zu dem niederländische Kollegen aller Musikstile von Zigeunerjazz bis Schlager und von Chanson bis Pop seine Lieder singen werden.

Von Ulrich Joosten

Seine musikalische Laufbahn beginnt als Zwölfjahriger. Es ist noch nicht die Zeit der Popmusik, erinnert van Maasakkers sich, man „sang Lieder wie ‘Junge, komm bald wieder’ von Freddy Quinn. Rock 'n' Roll war nichts für mich, damals - nur Gruppen wie Jan & Kjeld und ähnliche." Seine erste Gitarre bekommt er mit siebzehn und lernt darauf die ersten Stücke (das unvermeidliche „House Of The Rising Sun" oder den Basslauf von „Spics And Specs"). Man schreibt das Jahr 1966, und van Maasakkers singt traditionelle Lieder, nicht nur „Donna Donna", das er von Donovan kennt, sondern auch holländische Folkmusik.
Bald folgen erste Gitarrenpickings - etwa Ralph McTells „Streets of London" -, die durch van Maasakkers' Studentenbude in Nimwegen klingen. Dort lernt er an der Middelbare Tuinbouwschool Gartenbau - schlieβlich soll der aus gutbürgerlichen Verhältnissen stammende Gerard einmal das elterliche Gartenbauunternehmen erben. So studiert van Maasakkers später auch Landschaftsarchitektur - doch die Liebe zur Musik lässt ihn nie los.
Bereits mit zwanzig schreibt er das erste eigene Lied, mit siebenundzwanzig beginnt er, fur die Texte seiner Lieder den Dialekt seiner Heimatprovinz Brabant zu verwenden, mit Melodien, die im Volkslied verwurzelt sind. „Hee Gaode Mee?" („He, gehst du mit?") heiβt das erste Dialektlied, und für van Maasakkers „war es das erste Mal, dass ich wirklich fühlte, dass ich etwas Eigenes hatte. Meine erste Schallplatte mit dem Titel Komt Er Mer In („Kommt doch herein") erschien 1978 und wurde mehr als 25.000-mal verkauft - das ist sehr viel für die Niederlande. Darauf waren nicht nur eigene Lieder, auch Übersetzungen des ,Marksteinliedes’ und ,Es wollt ein Bauer früh aufstehn’ von der deutschen Folkgruppe Zupfgeigenhansel. Auch auf meiner zweiten Platte benutzte ich deutsche Musik wie ,Ein grüner Berg, ein dunkles Tal’. Aber die meisten Lieder schrieb ich selbst, und so ist es noch immer."
Warum, so fragt man sich, sind es ausgerechnet deutsche Vorbilder, die van Maasakkers verwendet - sind doch in den Siebziger-, Achtzigerjahren in Belgien Gruppen wie Rum, in den Niederlanden De Perelaar und Get Paraat sowie Liedermacher wie Herman van Veen sehr bekannt. Auβerdem sind die deutschen „Moffen" in den Niederlanden in jenen Jahren immer noch alles andere als beliebt. Van Maasakkers sieht das differenziert: „Ich bin gegen alles, was die Nazis im Krieg gemacht haben. Und ich bin gegen Krieg. Aber ich habe es nie verstanden, dass Niederlander noch immer etwas gegen die Deutschen haben. Für mich ist das Unsinn. Was passiert ist, ist passiert, and jetzt weiter ... Ich fand einfach die Musik zum Beispiel von Zupfgeigenhansel schöner als alles, was ich von den niederländischen oder englischen Gruppen hörte."
Musikalisch geprägt wird van Maasakkers durch eine Mischung aus Volkslied und Chanson. Er ist ein Meister darin, mit wenigen Worten, fast minimalistischen Texten einen ganzen Kosmos an Gefühlen zu wecken, emotional zu sein, ohne Kitsch zu produzieren. Er lässt dem Hörer viel Freiraum fur eigene Interpretationen. „Ich rufe ein Bild auf, einen Gedanken, aber so, dass der Hörer seine eigene Geschichte, sein eigenes Leben darin fühlen kann."
Der Brabanter ist einfach ein durch and durch positiver Mensch, voller Herzenswärme, die er auf seine Umwelt zu übertragen weiB, and die in allen seinen Liedern spürbar ist - vielleicht ist dies das Erfolgsrezept, wenn es so etwas denn überhaupt gibt. Ob es an dieser Herzenswärme mit einer Prise Melancholie liegt, dass er mit seinen Liedern so viele Menschen durch alle sozialen und Altersschichten zu erreichen weiß? „Ich lebe mich einfach gern ein in die Geschichten und Erlebnisse anderer Menschen", sinniert van Maasakkers. „Wie in einem Roman, aber kürzer. Meistens sind es Leute, die an einem Punkt in ihrem Leben angekommen sind, an dem sie eine Entscheidung treffen müssen. Oder: Das Leben entscheidet für sie, und sie müssen eine Antwort finden, um weitermachen zu können ..." Es ist ein Gefühl, das ihn inspiriert, ein Augenblick oder eine Situation, und dann entsteht ein Text.
Politische Aussagen stehen nicht offensichtlich im Vordergrund, van Maasakkers bringt die Weltprobleme in seinen Liedern ohne erhobenen Zeigefinger „immer zurück zu einer kleinen Geschichte von jemandem. Zum Beispiel habe ich ,Achter De Schuur’ [,Hinter der Scheune; Anm. d. Verf.] aus Sorge über die Zukunft der Agrarwirtschaft und die Probleme der kleinen Bauern geschrieben. In dem Lied singe ich über einen Bauernsohn, der seine Zukunftspläne ändern muss, wenn seine Eltern ihren Bauernhof verkaufen müssen." Plumper Agitprop ist dabei nicht Sache des Liedermachers, denn damit „erreicht man nur die Leute, die sowieso schon dieselbe Meinung haben."
Der Brabanter Dialekt ist für van Maasakkers nicht unbedingt ein politisches Stilmittel, sondern schlicht die Sprache, in er sich am besten ausdrücken kann. Es ist seine Muttersprache. „Niederländisch habe ich erst später in der Schule gelernt. In meiner ersten Sprache kann ich mich am besten ausdrücken." Nach Komt Er Mer In folgt LP auf LP, darunter Vur De Wind („Für den Wind"), Onderwege („Unterwegs") und Spiegelen („Spiegeln"). Auch eine Weihnachtsplatte produziert der Musiker, eingespielt mit der Volksmusikgruppe Ut Muziek. Zwischen 1984 und 1987 tritt er zusammen mit dem Pianisten Dick van de Stoep im Theaterprogramm „Zand" („Sand") auf, während er gleichzeitig für den Sender Omroep Brabant das Kunst- und Kulturprogramm „Tussen Amsterdam en Brussel" („Zwischen Amsterdam und Brüssel") sowie die Musiksendung „Muziek beneden de Moerdijk" zusammenstellt und moderiert.
Seit 1991 geht van Maasakkers einen etwas anderen Weg. Er stellt seine eigene Gruppe zusammen, die Vaste Mannen, bestehend aus Hein Mandos (Piano) und Rinus Raaijmakers (Kontrabass). Mit dieser Gruppe spielt er in Theaterprogrammen, in denen sich neben Folkelementen auch Chanson-, Latin- und Jazzeinflüsse in die Lieder mischen. In der jüngsten Besetzung der Vaste Mannen ersetzt Bart de Win Hein Mandos, während der Gitarrist Harry Hendriks sowie der Percussionist Arthur Lijten die Gruppe erweitern (bereits von 1995 bis 2000 war Cor Mutsers an der Gitarre Mitglied der Band).
Neben der Entwicklung des Texters Gerard van Maasakkers gibt es parallel eine konsequente musikalische Weiterentwicklung von der einfachen, folkigen Instrumentierung zu den vielschichtigen musikalischen Arrangements, die er heute quer durch die musikalischen Stile entwickelt. Van Maasakkers hat bereits seit seinen ersten LPs ständig seinen Stil verbreitert: „Ich war nie nur ein Fan von Folk. Ebenso war und bin ich auch nicht ausschließlich interessiert an Pop, Jazz, Chanson oder Latin. Und meine Vaste Mannen sind so gut in fast allen Musikarten, dass es schade wäre, wenn ich das nicht nutzen würde."
Wie kommt van Maasakkers zu seinen Einfällen? Er wandert viel in der Heide, unweit des Ortes, in dem er wohnt. „Dann kommen die Ideen, beeinflusst durch ein persönliches Erlebnis, eine Zeitungs- oder Fernsehnachricht - alles das kann Auslöser für ein Lied sein, etwas, das ich beschreiben will." Zwischenmenschliche Beziehungen spielen eine große Rolle in den Liedern und Gefühlen des Menschen Gerard van Maasakkers. Der Sänger bekennt sich offen zu seiner sexuellen Orientierung. Mit „Benny" erzählt er die Geschichte eines jungen Homosexuellen, der eine Fernsehshow über Schwule sieht und erkennt, dass er gerade seine eigene Geschichte vorgeführt bekommt und herausschreien möchte: „Das bin ich, da geht es um mich!" Im Gegensatz zu Benny hat van Maasakkers zumindest heute keine Probleme damit, sich dazu zu bekennen. Das wirft die Frage auf, ob man anders als heterosexuell orientierte Menschen mit Liedern und Texten umgeht. Stücke wie „As Ge Komt, Een Van Dees Dagen" („Wenn du eines Tages kommst") rufen ein Glücksgefühl hervor, und man muss an seine Liebste oder seinen Liebsten denken, ohne dass dabei die Frage nach sexuellem Hintergrund oder sexueller Orientierung aufkommt - es ist ein Gefühl reiner, tief empfundener Liebe, das im Hörer nachklingt und das Gefühl des Sängers nachvollziehbar macht. Ein wunderbares Lied, das vom Getrenntsein und der Sehnsucht nach dem geliebten Menschen handelt und für Liebende funktioniert, egal welchen Geschlechts.
„Ich schreibe nicht nur für Hetero- oder Homosexuelle", meint der Musiker. „Ich schreibe für jedermann, der es hören will. Wenn ich über die Liebe singe, dann ist das nicht nur die schwule Liebe, obwohl ich schwul bin. Liebe ist Liebe. Liebe ist universell! Aber ich schreibe auch (in ,Benny`) über die Probleme, die ein junger Homosexueller haben kann, wenn er es seinen Eltern erzählen muss. Gerade jetzt arbeite ich an einem Lied über Homosexuelle im Zweiten Weltkrieg. Endlich gibt es in den Niederlanden (in einem ehemaligen Konzentrationslager bei Vught) eine Ausstellung über die Verfolgung von Schwulen im Krieg. Und es passiert wieder, auch heutzutage wird es schwieriger, sich so geben zu können, wie man ist. Und das gilt nicht nur für Homosexualität."
Die Universalität seiner Lieder ist einer der Aspekte seines großen Erfolges in den Niederlanden. Ressentiments gab es eigentlich nie, aber das habe einfach damit zu tun, dass van Maasakkers immer die menschliche Seite einer Geschichte hervorhebe. „Nach der vorletzten CD Achterland [„Hinterland"; Anm. d. Verf.] geschrieben, nachdem mein Vater gestorben war, wollte ich das Leben feiern’. Aber das geht nur, wenn man auch sehen (und zulassen) kann, dass man verlieren kann im Leben. So habe ich endlich ein Lied schreiben können über meine 1957 verstorbene kleine Schwester Marijke."
Zwischen 1991 und 2000 spielt van Maasakkers die CDs Zonder Titel („Ohne Titel"), Iets Van April („Ein Hauch von April"), Boot 7 und 20 Jaar Liedjes - Live! ein. 2000 erscheint die CD Pas Op De Plaats („Auf der Stelle treten") und der Allrounder übersetzt die Musicals Hair und Fame für die Eindhovener Stichting Theaterplan. Er erarbeitet die in den Niederlanden äußerst erfolgreichen Theaterprogramme „Vol Dagen" und „Achterland". Es folgen Auftritte im Fernsehen sowie ausgedehnte Klubtouren und Auslandsauftritte wie auf dem Rawafid Festival im marokkanischen Casablanca.
Auch als Schauspieler wird van Maasakkers aktiv, er spielt in der Dreigroschenoper, in der West Side Story und in Jan Rap En Z’n Maat. Ende 2006 feierte das neue Theaterprogramm „Zicht" („Sicht") Premiere, im Januar 2007 erscheint das gleichnamige Album.
Bleiben bei so viel Erfolg noch Wünsche offen? Aber ja! „Es ist immer noch mein Traum", gesteht der Liedermacher, „einmal in Deutschland zu singen. Ich denke, dass mein Dialekt sich einfach übersetzen lässt und dass die Deutschen meine Lieder gerne hören würden. Und wenn ein Sänger etwas übersetzen wollte in seinen eigenen Dialekt - gerne! Günter Gall hat es gemacht mit meinem Lied De Foto` (,Das Foto'). Aber ich fände es auch schön, wenn Roger Cicero oder Herbert Grönemeyer etwas von mir singen wollten. Ich denke gar nicht in Sparten wie Folk, Jazz, Chanson. Ich denke nur in Musik. Und es ist immer noch ein Traum von mir, einmal selbst meine Lieder in Deutschland zu singen. Wenn ich nur genug Zeit hätte!"

Auswahldiskografie:
Komt Er Mer In/Vur De Wind/Onderwege (WVÖ der gleichnamigen LPs aus den Jahren 1978-1982; Munich Records, 2003)
Iets Van April/Zonder Titel (Music & Words, 1994 u. 1991; Do-CD, 2003)
Boot 7 (Music & Words, 1996)
20 Jaar Liedjes LIVE! (I-C-U-B4T/Music & Words, 1998)
Pas Op De Plaats (I-C-U-B4T/Music & Words, 2000)
Vol Dagen (I-C-U-B4T/Music & Words, 2003)
Achterland (I-C-U-B4T/Music & Words, 2004)
Zicht (I-C-U-B4T/Music & Words, 2007)

DVDs
Toeters En Bellen (Aditi-Image, 2003)
Achterland (Aditi-Image, 2006)

Bibliografie:
De Woorden (Europese Bibliotheek, 2003; ISBN 90-6657-182-9)
Tussen De regels (2006; ISBN 90-7815-003-3)

www.gerardvanmaasakkers.com

Eine Fundgrube für niederländische Bands und Musiker ist Toonbank Records: www.toonbankrecords.de
terug naar Gerard van Maasakkers

Deze pagina is bijgewerkt op