Nordwest Zeitung
22 April 2008
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Abstruse Geschichten mit
Inbrunst vorgetragenKONZERT Folkgruppe „Törf" aus Groningen begeistert Zuhörer im Seefelder Kulturzentrum
Die Gruppe arbeitete Groninger Liedgut auf. Daraus wurde ein eigener Klang entwickelt.
SEEFELD/BEA - Recht abstruse Geschichten erklangen aus dem Munde des Frontsängers Henk Scholte beim Konzert der Groninger Folkband ,,Törf" in der Seefelder Mühle. Die Niederländer waren nicht das erste Mal im Kulturzentrum zu Gast and so waren einige Fans im Zuschauerraum, die die ganz besondere Tonart der sechsköpfigen Gruppe zu schätzen wussten.
Henk Scholte erzählte von Liebe, Hummeln im Bauch, Treidelschiffern and Buckligen, die sich als lebendes Roulette auf dem Billardtisch in der Eckkneipe drehten. Mit seiner knallroten Hornbrille und seiner Prinz-Eisenherz-Frisur machte der Entertainer and Geschichtenerzähler eine gute Figur and brachte das Publikum regelmäßig zum Lachen. Der leichte niederländische Akzent tat sein übriges und trug ebenfalls zur Belustigung bei.
Dabei haben die Musiker durchaus ein ernstes Anliegen. ,,Törf" wurde 1975 gegründet and beschäftigte sich als eine der eisten Musikgruppen mit dem traditionellen Groninger Liedgut und der Groninger Tanzmusik. Die Musiker begonnen traditionelles Material zu bearbeiten. Mitglieder der Band forschten in Archiven, fanden historische Liederbücher and sprachen mit Menschen über Lieder die nur mündlich überliefert waren.
Besonders erwähnenswert ist ein handgeschriebenes Manuskript mit Tänzen, die der Groninger Schulmeister Jacob Pieters Beukema (1782 bis 1859) um 1850 niedergeschrieben hatte. Dieses Manuskript wurde von Flip Rodenburg (Dudelsäcke, Flöten) zufällig in einem Museum entdeckt. ,,Törf" machte die Lieder and Tänze wieder erlebbar und entwickelte sie weiter. So entstand im Laufe der Jahre ein ganz eigener Klang, der sowohl durch ein temperamentvolles and leidenschaftliches Spiel als auch durch tiefgehende sentimentale Balladen gekennzeichnet ist.
Die Vielzahl der Instrumente and die Individualität der Musiker trägt zu einem eigenständigen Musikstil bei. ,,Törf” hilft durch den gesungenen Dialekt die kulturelle Identität Groningens zu bewahren und ist selbst schon zum Teil dieser Kultur geworden. Dass die Folkband aber keineswegs ins Museum gehört, beweist ihr neuestes Album ,,Olipodrigo", aus dem sie etliche Lieder zum Besten gaben. Das Publikum bedankte sich mit einem lang anhaltenden Applaus bei den Niederländern für ihr lebendiges und mit Inbrunst vorgetragenes Konzert.